Kämpfe aus der Zeit des Bürgerkrieges schildere ich nur oberflächlich und gehe dabei nicht ins Detail. Der Schwerpunkt liegt bei mir bei den Kämpfen der sogenannten Indianerkriege. Hier trage ich die Informationen aus den verschiedensten Quellen zusammen und versuche ein möglichst umfassendes Bild aufzuzeigen, bis hin zum Schicksal einzelner Protagonisten.
Ich bitte um Verständnis dass ich hier nicht als wissenschaftlicher Historiker schreibe, sondern mein Hauptinteresse darin liegt, meine Romane möglichst authentisch anzubieten.
Der mexikanisch-amerikanische Krieg (Kurzfassung)
Die Schlacht von Brandy Station, am 9. Juni 1863 (Kurzfassung)
Warum erlitt die Union meist höhere Verluste?
Der Bürgerkrieg zu Wasser
Unions-Gunboat der City-Klasse (Pook Turtle)
Die United States Navy
Die Confederated States Navy
Schiffsklassen der C.S.-Navy
In Gedenken: Die Männer der U.S.S.-Cincinnati
Friedensverträge mit Indianern (Allgemein)
Der Krieg gegen die Comanchen
Das Sand-Creek-Massaker am 29.11.1864
Die Geschichte des Rachefeldzuges der Cheyenne, Sioux und Arapahoe gegen die Stadt Julesburg und Camp Rankin
Der mexikanisch-amerikanische Krieg begann am 15. April 1846 und endete am 2. Februar 1848 durch Abschluss eines Friedensvertrages.
Nachdem sich die Republik Texas ihre Unabhängigkeit erkämpft hatte, blieben weite Gebiete des Landes heftig umstritten, da Mexiko den Fluss Rio Grande nicht als Grenze anerkannte. Der texanische Präsident Sam Houston suchte daher den Anschluss an die Union der U.S.A., da Texas damit den Schutz der U.S.-Truppen beanspruchen konnte. Mexiko hatte kein Interesse an einem Krieg mit den U.S.A., wurde aber immer wieder provoziert. Teilweise, indem U.S.-Truppen gezielt auf mexikanisches Hoheitsgebiet vordrangen. Mexiko nahm dies lange, wenn auch unter Protest, hin. Schließlich kam es auf mexikanischem Gebiet zu einem Gefecht zwischen fünf Kompanien der U.S.-Dragoons, bei dem über 250 amerikanische Soldaten getötet wurden. Der amerikanische Kongress war daraufhin der Meinung, eine Kriegserklärung gegenüber Mexiko sei nicht erforderlich, da de facto ein Kriegszustand vorliege. Jene Parlamentarier, die einem Krieg bis dahin ablehnend gegenüber standen, änderten auf Grund dieses „Massakers“ ihre Meinung. In einem blutigen Krieg, in dem sich die Amerikaner als überlegen erwiesen und in dem viele Offiziere kämpften, die sich später im Bürgerkrieg einen Namen machen würden, besiegte man Mexiko, dass erhebliche Teile seines Gebietes an die Sieger abtreten musste.
Zu Beginn des Krieges traten die U.S.A. mit 8.613 Soldaten gegen die mexikanischen Truppen mit ungefähr 34.000 Mann an. Im Jahr 1848 verfügten die U.S.A. über 32.000 reguläre Soldaten und ungefähr 59.000 Milizionäre gegenüber rund 60.000 Kämpfern auf der Gegenseite.
Die Verluste der U.S.A. betrugen 1.733 Soldaten durch Kämpfe und 11.550 durch Krankheiten, die des Gegners rund 16.000 Mann.
Der „Tag der Schande“ im imaginären Dorf San Gabriel
Ein solcher Vorfall hat sich tatsächlich ereignet. Er wurde damals dem Kommandeur der U.S.-Truppen, General Winfield Scott, gemeldet. Da er um die Bereitschaft seiner Freiwilligen-Regimenter fürchtete, wurden die Straftäter tatsächlich nur unehrenhaft aus dem Dienst entlassen und kehrten unbeschadet nach Hause zurück.
Am 9. Juni 1863 fand im Culpepper County in Virginia die größte Reiterschlacht des nordamerikanischen Bürgerkrieges statt, die als Schlacht von „Brandy Station“ in die Geschichte einging. Zwar gab es im Jahr 1864 bei Trevilian Station ein noch größeres Gefecht zwischen reinen Kavallerieeinheiten, doch bei jenem wurde fast ausschließlich abgesessen gekämpft, während „Brandy Station“ überwiegend ein berittener Kampf war.
Unions-Befehlshaber Alfred Pleasonton führte 7.981 Kavalleristen, 3.000 Infanteristen und 700 Artilleristen mit 34 Geschützen über den Rappahanock Fluss gegen den konföderierten Reiter-General J.E.B. Stuart, der über 10.300 Kavalleristen und 527 Artilleristen mit 20 Geschützen verfügte. Hierbei sind die Infanterie-Corps unter General Robert E. Lee nicht berücksichtigt, da diese kaum in die Kämpfe eingriffen.
Pleasonton griff mit drei Divisionen an, von denen eine von Buford, eine von Gregg und die letzte von Duffie befehligt wurde. Zu Beginn der Schlacht hatte George Armstrong Custer den Rang eines Captains in der regulären U.S.-Kavallerie inne und diente beim Stab des Kommandeurs. Während des Gefechtes schloss sich Custer der 8ten New Yorker Freiwilligen-Kavallerie an.
Die Schlacht war sehr komplex und beweglich, da es sich um berittene Einheiten handelte. Um ihr gerecht zu werden, hätte ich weit mehr Raum benötigt, als mir in einem Roman zur Verfügung stehen. Ich habe mich daher auf die maßgeblichen Aktionen der Division von John Buford beschränkt, zu der nicht nur die 8te New Yorker, sondern auch die reguläre 5te U.S.-Kavallerie gehörte.
Eine Tatsache ist, dass Pleasonton nach der Schlacht Custer zum General beförderte. Aufgrund besonderer Tapferkeit. Ich habe in meinen Recherchen nicht herausfinden können, welches Ereignis Pleasonton zu diesem Entschluss bewog. Nach dem Tod des Regimentskommandeurs der 8ten New Yorker wurde das Regiment jedenfalls von einem anderen Offizier befehligt und nicht von Custer. Ich habe mir die schriftstellerische Freiheit genommen und die Geschichte hier in meinem Sinne verfälscht, um eine Begründung für Custer´s Beförderung zu erhalten.
Die Schlacht endete im Grunde unentschieden. Der Süden beanspruchte den Sieg für sich, da sich die Unionsreiterei wieder über den Rappahanock zurückziehen musste. Die Zeitungen im Süden kritisierten Stuart teilweise jedoch sehr bösartig, da seine „federgeschmückten Gecken“ nicht in der Lage gewesen seien, die Unionskavallerie vernichtend zu schlagen. Damit tat man Stuart sicherlich Unrecht, denn bei Brandy Station zeigte sich die Unionskavallerie erstmals der konföderierten Reiterei ebenbürtig. Es ist verbürgt, dass Major McClellan, Adjutant Stuarts, später respektvoll meinte, dass Brandy Station die feindliche Kavallerie zu jenem furchteinflößenden Werkzeug schmiedete, als dass sie sich künftig erweisen würde.
Die Union verlor in der Schlacht von Brandy Station 69 Tote, 352 Verwundete und 486 Vermisste oder gefangen genommene, also 907 Mann insgesamt. Die Verluste der Konföderation beliefen sich auf 523 Mann.
Die „Official War Records“ des US-Verteidigungsministeriums beinhalten jede feindselige Begegnung des nordamerikanischen Bürgerkrieges (The Civil War: Day by Day). Darin sind Ort und Datum, die beteiligten Truppen mit Kommandeuren und die jeweiligen Verluste gelistet. Während die Union die meisten kleineren Gefechte für sich entscheiden konnte (ungefähr 63 Prozent), erlitt sie in den größeren Schlachten immer wieder Niederlagen und die höheren Verluste. Die reinen Verlustzahlen täuschen jedoch ein wenig über die tatsächlichen prozentualen Verluste hinweg. Vergleicht man die Zahlen, so erlitt die Union im Durchschnitt Verluste zwischen 10 und 11 Prozent, die Konföderation hingegen solche von 12 bis 16 Prozent. Anteilig waren die der Konföderierten also höher. In Personen gezählt, waren es hingegen die der Union, die mehr Soldaten verlor. Dies lag jedoch nicht am Mut des Einzelnen, seiner Bewaffnung oder an besserer Schießleistung, sondern war in der Taktik begründet.
Während Robert E. Lee lieber einen Verteidigungskrieg führte und nur ungern zum Angriff vorging, war sein Gegenspieler Ulysses S. Grant immer wieder gezwungen, die Stellungen des Gegners anzugreifen.
Nach der im Bürgerkrieg gültigen militärischen Doktrin musste ein Angreifer zahlenmäßig zwei bis dreifach überlegen sein, um eine befestigte Stellung erfolgreich nehmen zu können. Dies führte zwangsläufig zu entsprechend höheren Verlusten.
Der nordamerikanische Bürgerkrieg sah viele Kriegsschauplätze. Er wurde zu Lande, zu Wasser und, wenn man die Experimente mit Luftschiffen und die Beobachtungsballons einrechnet, in der Luft ausgetragen. Der Krieg tobte in den Medien, die sich auf beiden Seiten patriotisch und keineswegs neutral zeigten. Während des Bürgeraufstandes im Jahr 1863 griff eine große Zahl Bewaffneter das New York Times Gebäude in New York an und konnte nur abgewehrt werden, da der Verleger drei der ersten Gatling-Guns privat erworben hatte. Das Gewerbe der Spionage war nicht neu, aber während des Bürgerkrieges erstmals so umfassend und gefährlich, dass Lincoln mit den Detektiven von Pinkerton erstmals eine Abteilung der „Gegenspionage“ ins Leben rief, aus welcher der United States Secret Service (U.S.S.S.) entstand.
Die meisten offenen Kämpfe wurden zu Lande ausgetragen, doch der Krieg auf den Weltmeeren und den Flüssen Amerikas war von nicht geringerer Bedeutung, denn das Wasser war die bedeutendste Lebensader für die Konföderation.
Was Waffen und Rohstoffe anbelangte, war der Süden in hohem Maße darauf angewiesen, seine Produkte, wie Baumwolle, Tabak und Melasse, ins Ausland zu verkaufen und von dort Lieferungen jener Dinge zu erhalten, die bei ihm knapp waren. Die Bedeutung der Versorgungsader Wasser war auf beiden Seiten bekannt und beide kämpften einen weniger bekannten und ebenso brutalen Krieg zur See. England unterstützte die Konföderation dabei heimlich mit dem Bau von Schiffen und sogar ganzen Schiffsbesatzungen, wie der Fall der legendären C.S.S. Alabama belegt. Das Schiff erwies sich als äußerst effektiver Kaperfahrer und Albtraum für die Walfängerflotten der Union, bis es durch die U.S.-Fregatte Kearsarge versenkt wurde.
Andere konföderierte Schiffe erlangten Ruhm, weil es ihnen gelang, die Seeblockade der Union zu durchbrechen.
Seitens der Union hatte man schon früh begriffen, wie wertvoll es sein würde, die Häfen der Konföderation zu blockieren und so den Warenhandel zu unterbinden.
Die meisten Schiffe jener Zeit besaßen hölzerne Rümpfe und waren ungepanzert. Doch sehr bald wurden die ersten nachträglichen Panzerungen angebracht, in dem man Metallplatten auf die Rümpfe schraubte. Die ersten Panzerschiffe wurden konstruiert.
Die ehemalige U.S.-Fregatte Merrimack wurde von den Konföderierten in der Bauphase erobert, fertiggestellt und als Panzerfregatte gegen die ankernde Unionsflotte eingesetzt. Sie versenkte bei Hampton Roads mehrere Unionsschiffe, bevor sie im Gefecht mit der U.S.S. Monitor einen kleineren, jedoch ebenbürtigen Gegner fand. Das Gefecht zwischen beiden Schiffen endete unentschieden. Die Merrimack wurde später von den Konföderierten verbrannt, um sie nicht in Feindeshand fallen zu lassen, die Monitor sank in einem Sturm vor Camp Hatteras. Das Gefecht bei Hampton Roads fand weltweite Beachtung und zeigte die Bedeutung gepanzerter Schiffe, was zu einem Wettrüsten der Nationen führte.
Eine Besonderheit stellte die C.S.S. Hunley dar, der es gelang, als muskelbetriebenes Tauchboot eine Unionsfregatte mit einem Spierentorpedo zu versenken. Auf der Rückfahrt ging die Hunley verschollen und wurde erst im Jahr 2000 gehoben. Die exakte Ursache ihres Untergangs und des Todes ihrer Besatzung konnte forensisch noch immer nicht zweifelsfrei geklärt werden.
Doch während U-Boote nur eine Randepisode des Krieges darstellten, galt dies nicht für die Schiffe auf den Meeren und Flüssen.
Einen wesentlichen Anteil am Krieg auf dem Wasser hatten die Flüsse. Zivile und militärische Schiffe versorgten Truppen oder versuchten die Versorgung des Gegners zu verhindern. Eine spezielle Klasse gepanzerter Kanonenboote entstand, die man auch als „Pook Turtles“ bezeichnete, da ihre gepanzerten Kasematten an die Rückenschilde von Schildkröten erinnerten. Diese Kanonenboote waren auf Grund des niedrigen Tiefgangs für Flüsse geeignet, konnten jedoch bestenfalls in küstennahen Gewässern operieren, da sie, wegen des flachen Unterschiffes und fehlenden Kiels, nicht seetüchtig waren. Kanonenboote unterbanden den gegnerischen Schiffsverkehr, beschossen Stellungen im direkten Feuer oder wurden sogar mit Mörsern für Steilfeuer ausgerüstet, um effektiv gegen Schützengräber oder Städte eingesetzt werden zu können.
Es werden insgesamt 51 Gefechte verzeichnet, von denen einige allerdings, wie die Blockade der Häfen, Operationen waren, die sich über Jahre hinzogen.
Konstrukteur: James Buchanan Eads, St. Louis, Missouri
Maße: Länge: 53 m, Breite: 15,60 m, Verdrängung: 512 Tonnen, Tiefgang: 1,8 m.
Panzerung: 64 mm der Kasematte, 38 mm im Ruderhaus; Schiffsrumpf, Deck und Heck ungeschützt.
Maschine: Zwei Dampfmaschinen, Expansion, einfach, insgesamt 100 PS.
Antrieb: Schaufelrad Heck, 6,7 m Durchmesser.
Geschwindigkeit: 8 Knoten (15 km/h).
Besatzung: 251 Mann.
Bewaffnung: 3x 20,3 cm, 4x 43-Pfünder, 6x 32-Pfünder.
Die Bewaffnung der City-Klasse konnte, je nach Bestimmung, deutlich variieren.
Während des Bürgerkrieges verfügte die Union über insgesamt 84.415 Angehörige. Die U.S.-Navy verzeichnete 6.233 Ausfälle, mit 4.532 Toten durch verschiedene Gründe. 2.112 Navy-Angehörige wurden im Kampf getötet, 2.411 starben durch Verwundung oder Krankheit. Seitens der Konföderation konnte ich die entsprechenden Angaben nicht finden. Sollte einer meiner Leser mir entsprechende Angaben verfügbar machen, werde ich diese gerne in einer weiteren historischen Anmerkung veröffentlichen.
Die United States Navy verfügte zu Kriegsbeginn über 42 einsatzbereite Schiffe und weitere 48, die sich im Bau befanden. Die meisten waren veraltete hölzerne Konstruktionen, eines davon, die U.S.S. Michigan, diente auf dem Erie See und nahm nicht am Krieg teil. Zum Kriegsende besaß die Union 671 Kriegsschiffe der verschiedensten Typen.
Ich konnte eine alphabetische Liste der Unionsschiffe im Internet finden, habe es mir jedoch erspart, die Schiffe den jeweiligen Typen zuzuordnen und ihr Schicksal zu klären, da die Recherche für fast 700 Schiffe einfach meinen Zeitrahmen gesprengt hätte. Ich bitte hierfür um Verständnis.
Im Februar 1861 verfügte die Confederate States Navy über 30 Schiffe, 14 davon einsatzbereit und seetüchtig. Die C.S.-Navy wuchs durch Eigenbauten, Übernahme ziviler Schiffe in den Dienst der Navy oder Ankauf geeigneter Schiffe im Ausland. Letzteres war die bevorzugte Methode der konföderierten Kaperer, deren Aufgabe es war, den Handel der Union zu stören. Einige dieser Schiffe, wie die legendäre C.S.S. Alabama, waren überaus erfolgreich.
Obwohl das englische Königreich offiziell neutral war, unterstützte es die Konföderation heimlich nach Kräften. Dies betraf erhebliche Waffen- und Munitionslieferungen, den Bau von Kriegsschiffen, das Stellen ganzer Besatzungen, die dann unter einem konföderierten Kapitän fuhren, bis hin zur Übergabe von Schiffen der Royal Navy in den Dienst der C.S.-Navy. Die Hoffnung der Briten, die junge amerikanische Demokratie zu zerschlagen, die wachsende Bedeutung der USA zu verhindern und die systemverwandte „Pflanzer-Aristokratie“ des Südens zu manifestieren, zerschlug sich. Die aufgedeckte Unterstützung des Südens führte später zu erheblichen Zahlungen des Königreiches an die siegreichen USA und lange Zeit für diplomatische Verstimmungen sowie erhebliche Debatten im britischen Parlament.
Liste der Schiffsklassen der Confederate States Navy:
Insgesamt soll die Konföderation über 101 Schiffe verfügt haben, wobei diese Zahl nicht erhärtet ist und private Blockadebrecher und Kaperschiffe nicht berücksichtigt.
Nachfolgend eine Aufstellung der im Dienst der Konföderation stehenden Schiffstypen und deren Schicksal. Es wird hier die Klassifikation angegeben, in der die Einheiten eingesetzt wurden. Dabei gab es in jeder Kategorie Schiffe mit verschiedener Ausstattung, Bewaffnung und Antriebsart. Zu den Kreuzern gehörten zum Beispiel reine Segelschiffe, Segelschiffe mit Dampfantrieb, Schraubendampfer, Seitenraddampfer und Heckraddampfer, wobei der letztere Typ ausschließlich auf den Flüssen eingesetzt worden ist.
Die Bezeichnung „G“ benennt die Zahl der durch Gefechtsfolge gesunkenen oder zerstörten Schiffe.
Die Bezeichnung „E“ benennt die Zahl der durch den Feind eroberten Schiffe, sei es durch Entern auf See oder durch die Besetzung durch Truppen der Union.
Die Bezeichnung „V“ benennt die Zahl der niedergebrannten Schiffe, wozu Brände durch Unfälle gehören und auch Selbstzerstörung, um die Einheit nicht in die Hände der Union fallen zu lassen.
Schiffe, die nicht den drei Kategorien zugeordnet sind, wurden nach Kriegsende in den Dienst der United States Navy übernommen, verkauft oder abgewrackt.
Gepanzerte mobile Batterien: 33
Hierbei handelte es sich um schwimmende und mit eigenem Dampf-Antrieb versehene, gepanzerte Batterien.
G: 14,
E: 8,
V: 5.
Gepanzerte schwimmende Batterien: 3
Hierbei handelte es sich um schwimmende gepanzerte Batterien, ohne eigenen Antrieb, die zur Verteidigung stationärer Anlagen (Häfen) eingesetzt wurden.
G: 1.
Hölzerne schwimmende Batterien: 2
Hierbei handelte es sich um ungeschützte schwimmende Batterien, deren Vorteil darin lag, auf dem Wasser in günstigen Positionen verankert werden zu können, die von Landgeschützen nicht erreicht werden konnten.
Hölzerne Kreuzer: 19
Hierbei handelte es sich um seetüchtige Marineeinheiten für offensive Operationen. Die bereits erwähnte C.S.S. Alabama gehörte dieser Kategorie an.
G: 4,
E: 2,
V: 5.
Gepanzerte Kreuzer: 7
Seetüchtige gepanzerte Schiffe, oft mit relativ leichter Bewaffnung, aber hoher Geschwindigkeit. Die C.S.S. Cheops wurde übrigens nach dem Bürgerkrieg als S.M.S. Prinz Albert in die Dienste des Königreichs Preußen übernommen.
Kanonenboote / Gunboats: 87
Hierbei handelte es sich um Schiffe, die der im Roman beschriebenen (fiktiven) U.S.S. Mayhew und U.S.S. Calliope entsprachen. Sie wurden in küstennahen Gewässern, hauptsächlich jedoch auf den Flüssen eingesetzt.
G: 23,
E: 8,
V: 15.
Torpedoboote: 9
Hierzu zählten tauchfähige Boote, die unter Wasser fahren konnten und bedingt tauchfähige Boote, die sich eher dicht unter der Oberfläche bewegten und fortwährend, über einen Schnorchel, mit Luft versorgt wurden. Als Angriffswaffe benutzten sie sogenannte „Spierentorpedos“. Häufig Fässer mit Sprengpulver, an denen die Zündvorrichtung aus einem gespannten Perkussionsschloss bestand, welches über eine Leine vom Boot aus betätigt wurde.
E: 2.
Regierungseigene Blockadebrecher: 9
Im Gegensatz zu den zahlreichen privaten Blockadebrechern unterhielt die konföderierte Regierung eigene Schiffe. Während Privatschiffe mit dem handelten, was den höchsten Gewinn versprach, besorgten die Regierungsschiffe auch jene Waren, die nicht so lohnend schienen, aber für die Südstaaten von hohem Wert waren.
E: 2.
Regierungseigene Dampfer: 26
Hier handelte es sich um überwiegend auf den Flüssen eingesetzte Dampfschiffe, die dem Transport von Truppen und Nachschub dienten.
G: 1,
E: 8,
V: 3.
Regierungseigene Transportschiffe: 8
Ausschließlich für den Warentransport vorgesehene Schiffe.
G: 1,
E: 2,
V: 1.
Kutter: 4
Sehr leicht bewaffnete hölzerne Fahrzeuge, die für Überwachung und Aufklärung genutzt wurden. Alle vier Kutter wurden nach dem Krieg abgewrackt.
Hospital-Schiff: 1
Für die Versorgung und den Transport von Verletzten. Das Schiff wurde verbrannt, um es nicht in Feindeshand fallen zu lassen.
Tender / Tugs: 11
Kleine, meist dampfbetriebene Fahrzeuge, die als Schlepper für Kähne, Flöße etc. eingesetzt wurden.
G: 2,
E: 1,
V: 4.
Stellvertretend für die Tapferkeit und Selbstlosigkeit, die es auf beiden Seiten gab, sei hier das Schicksal des Kanonenbootes U.S.S. Cincinnati angeführt.
Die Cincinnati entsprach ungefähr den Kanonenbooten, die ich in diesem Roman agieren lasse. Sie wurde im Jahr 1861 erbaut. Am 10. Mai 1862 war sie das Führungsboot einer Flottille, die am Kampf um das konföderierte Fort Pillow teilnahm. Dabei wurde das Schiff mehrfach gerammt und sank schließlich in seichten Gewässern. Es wurde gehoben und gehörte im Mai des Jahres 1863 zu den Verbänden, welche Vicksburg belagerten.
Am Morgen des 27. Mai 1863 erhielt die U.S.S. Cincinnati den Befehl, die Stellung zweier schwerer Landgeschütze auszuschalten und fuhr flussabwärts, um ihr Ziel zu erreichen. Ohne es zu ahnen, fuhr man genau vor die Rohre einer verdeckten Batterie. Diese eröffnete, für die Unionsbesatzung vollkommen überraschend, das Feuer.
Die Batterie schoss aus erhöhter Stellung, schräg von oben, und bereits der erste Schuss war ein verhängnisvoller Treffer. Er durchschlug das Magazin der U.S.S. Cincinnati und trat am Boden des Schiffes wieder aus. Ein anderer Schuss traf den Steuermechanismus. Im Gegenzug konnte das Kanonenboot den Beschuss nicht erwidern, da man die eigenen Geschütze nicht weit genug erhöhen konnte.
Im Wissen, dass sein Schiff dem Untergang geweiht war, befahl Lieutenant George M. Bache Volldampf zurück und suchte eine Stelle, an der er das sinkende Kanonenboot auf Grund setzen konnte. Tatsächlich gelang dies in Ufernähe. Wurfleinen verhalfen zu einem provisorischen Halt an den Bäumen und die Gangway wurde ausgelegt.
Doch bevor der erste Matrose das rettende Land erreichte, lösten sich die Halteleinen und die Cincinnati rutschte, von der Strömung bewegt, vom Grund in das Fahrwasser zurück. Das Schiff sank in nur 5,5 Meter tiefem Wasser, doch dies bedeutete, dass nur noch seine beiden Schornsteine über die Oberfläche hinaus ragen würden.
Die meisten Männer an Bord, inklusive des Kapitäns Lieutenant Bache, konnten jedoch nicht schwimmen. Wer dazu fähig war, der sprang hastig über Bord, um sein Leben zu retten, denn die Konföderierten erkannten die Probleme des Schiffes, welchen nun nicht mehr beweglich war und ein ideales Ziel bot. Während sich die Besatzung zu retten versuchte, unterhielten die Konföderierten ein konstantes Feuer auf das sinkende Kanonenboot.
Sechs der Besatzungsmitglieder scheuten kein Risiko, um ihre Kameraden zu retten. Sie schwammen mit den Hilflosen an Land, kehrten zum Schiff zurück und halfen den Nächsten. Schließlich reparierten sie, unter stetem Beschuss, ein beschädigtes Rettungsboot, damit man jene Verwundeten retten konnte, die nicht durch einfaches Schwimmen transportiert werden konnten. Als Lieutenant Bache die U.S.S. Cincinnati als Letzter verließ, ruderten die Helden des Tages die letzten Geretteten in Sicherheit.
Im August 1863 wurde die Cincinnati erneut gehoben. Sie versah ihren Dienst in der Mobile Bay und im Mündungsdelta des Mississippi, bis sie am 4. August 1865 in Algier, Louisiana, außer Dienst gestellt und verkauft wurde.
Für ihre selbstlose Rettungsaktion vor Vicksburg wurden folgende Besatzungsmitglieder der U.S.S. Cincinnati mit der Medal of Honor ausgezeichnet:
Quartermaster Frank Bois,
Landsman Thomas E. Corcoran,
Boatswain´s Mate Henry Dow,
Quartermaster Thomas W. Hamilton,
Seaman Thomas Jenkins und
Seaman Martin McHugh.
Sie stehen stellvertretend für jene Männer und Frauen des Nordens und des Südens, die ihre Tapferkeit dadurch bewiesen, in dem sie anderen Menschen Hilfe leisteten.
Es wird heutzutage sehr gerne die Legende verbreitet, Indianer hätten praktisch keinen einzigen Friedenvertrag gebrochen. Dem kann man zustimmen, wenn man hier die indianische Mentalität zugrunde legt. In Wahrheit verstießen indianische Stämme immer wieder ihrerseits gegen bestehende Verträge. Generell kann man sagen, dass es auf beiden Seiten Männer gab, die nicht viel vom Frieden hielten.
Indianer sahen den Verstoß eines oder mehrerer Weißer gegen einen Vertrag als Bruch des Vertrages durch alle Weißen. Verübten hingegen kleine Gruppen von Kriegern oder Jungkrieger, die sich bewähren wollten, einen Überfall, so war dies in Augen der Indianer kein Vertragsbruch, sondern lediglich der Übermut einiger Krieger, die den Überfall ja nicht auf Geheiß des Stammes durchführten. Also: Griff ein Weißer einen Indianer an, war das eine Kriegserklärung der Weißen gegen die Roten. Griff ein Roter einen Weißen an, dann war das eine Aktion individuellen Übermuts, für die der Stamm nicht verantwortlich zeichnete. Natürlich gab es hier Ausnahmen, doch dies ist die Denkungsweise, die heute in Kreisen der Freunde der „Native Americans“ vorherrscht und dort zu der Ansicht führt, Indianer hätten die Verträge praktisch niemals gebrochen.
Allerdings trifft man in diesen Kreisen gelegentlich auch auf die Meinung, dass sich ein indianischer Krieger nicht mit dem Kriegshandwerk beschäftigte, sondern sich die Bezeichnung vom „inneren Kampf“ gegen die eigene Schwäche ableitet.
An dieser Stelle möchte ich anführen, dass sich das „militärische“ System der meisten indianischen Stämme grundlegend von dem der Weißen unterschied. Es gab Friedens- und Kriegshäuptlinge, wobei letztere auch nur im Kriegsfall ihre Befugnisse hatten. Es gab in der Regel nicht das, was man als allgemeine Wehrpflicht bezeichnen könnte. Viele Kriegshäuptlinge mussten um ihre (freiwilligen) Mitstreiter werben. Wenn er beim Kampf keinen Erfolg hatte, konnte es durchaus sein, dass die Freiwilligen ihn verließen. Beim Rosebud-Feldzug General Crooks im Jahr 1876, bei dem die U.S.-Truppen gegen Sioux und Cheyenne kämpften, wird von indianischer Seite berichtet, dass es immer wieder Kriegstrupps gab, die genug vom Kampf hatten und nach Hause ritten, während sich andere Krieger den Kämpfen anschlossen. Auch wenn die Freunde der „Dog-Soldiers“ der Cheyenne mir nun böse sein könnten: Im Allgemeinen wurde ein Krieger, der sich dem Kampf verweigerte, deswegen in seinem Stamm nicht als Feigling angesehen. Kultur und Bräuche in den Stämmen waren oftmals so verschieden, wie die Namen ihrer Völker und einzelnen Stämme.
Die Comanchen teilten das Schicksal aller freien Indianervölker Nordamerikas. Von Weißen, Mexikanern und anderen indianischen Völkern umgeben und bedroht, kam es in ihrer Geschichte zu wechselhaften Bündnissen. Oft von den Siedlern und sogar vom Militär als Handelspartner oder Scouts geschätzt, wurden sie zugleich wegen ihrer Raubzüge gefürchtet. Sie galten als unzuverlässige Partner, da sie fast ständig mit anderen Stämmen der südlichen Great Plains im Kriegszustand lagen.
Dies nutzten die Amerikaner, vor allem die Texaner, immer wieder, um mit anderen Stämmen Bündnisse gegen die Comanchen zu schließen. Ein Versuch des texanischen Präsidenten Sam Houston, einen festen Grenzverlauf zwischen Texas und dem Comanchengebiet festzulegen, scheiterte im texanischen Parlament, da man dort der Überzeugung war, ein „zivilisierter“ Weißer könne mit „Wilden“ keinen Vertrag abschließen. Daraufhin kam es natürlich zu weiteren Feindseligkeiten.
Dass es durchaus auch anders ging, bewiesen die deutschen Einwanderer in Texas. Zum Schutz der dortigen deutschen Siedlungen schloss John Meusebach, Generalsekretär des Mainzer Adelsvereins, im Jahr 1847 einen Friedensvertrag mit dem Comanchen-Häuptling Santa Anna, der niemals gebrochen wurde. Diese Tatsache wird in Fredericksburg alljährlich im Rahmen eines gemeinsamen Volksfestes gefeiert.
Das Massaker am Big Sandy Creek im November 1864 gehört zu den finstersten Kapiteln der nordamerikanischen Geschichte. Es ist sicherlich eine besondere Form der Tragik, dass der alte Häuptling Black Kettle das Massaker nur überlebte, um vier Jahre später, am Washita River, bei einen ähnlichen Überfall durch Lieutenant-Colonel George Armstrong Custer und die 7th U.S. Cavalry, ermordet zu werden.
Das „Sand Creek Massacre“, als das es heute bekannt ist, war nicht nur aus dem Grund eine Tragödie, weil Wehrlose abgeschlachtet und entsetzliche Grausamkeiten begangen wurden, sondern auch, weil keiner der Schuldigen jemals dafür bestraft wurde.
Hier nun die Fakten zu den historischen Vorgängen.
Die Vorgeschichte
Während des nordamerikanischen Bürgerkrieges zog die Union die meisten der regulären U.S.-Truppen aus den bestehenden Garnisonen ab. Einige Camps (offene Anlagen) und Forts (geschützte Anlagen) wurden vollständig aufgegeben, andere wurden neu errichtet, um entstehende Lücken zu füllen. Die meisten Western-Autoren betonen gerne, wie geschwächt die Grenzen zu den Indianergebieten während dieser Jahre waren, tatsächlich rückten jedoch weitaus mehr Freiwilligen-Truppen in die Stützpunkte an der Indianergrenze ein, als es zuvor U.S.-Einheiten dort gegeben hatte. Dem System der „Volunteers“ entsprechend, unterstanden diese Freiwilligen zwar dem Kriegsministerium der Union in Washington, wurden jedoch von dem jeweiligen Bundesstaat aufgestellt und bezahlt, womit der jeweilige Gouverneur eine besondere Weisungsbefugnis erhielt. Durch den starken regionalen Bezug der Truppen fühlten diese sich häufig in die Situation versetzt, das eigene Heim und den nächsten Nachbarn verteidigen zu müssen. Während sich Washington nicht auf einen Zwei-Fronten-Krieg mit den indigenen Völkern einlassen wollte, scheuten die Freiwilligen daher oft keine Gewalt, um die Ihren zu schützen.
Anlass hierzu gab es durchaus, denn auf beiden Seiten kam es immer wieder zu Übergriffen und Verstößen gegen bestehende Verträge. Während des Jahres 1862 eskalierten die Indianerkriege in den Great Plains (Siehe auch „Pferdesoldaten 03 – Der Weg der Comanchen.), die zwischen Roten und Weißen, aber auch zwischen verfeindeten indianischen Stämmen stattfanden. Viele Prärie-Völker wurden dadurch aus ihren angestammten Gebieten verdrängt und wichen hauptsächlich in Richtung der High Plains und der östlichen Rocky Mountains aus. Dadurch stieg der Druck auf die dort lebenden Stämme der Cheyenne und Arapahoe. Diese waren ohnehin in Bedrängnis geraten, denn die Weißen rückten immer stärker gegen die Gebiete dieser Völker vor. Goldfunde führten zur Gründung der Stadt Denver City (später Denver) und zu einem Zustrom von Abenteurern, Glücksrittern und Siedlern. Es kam zu erheblichen Konflikten.
Im Vertrag des Jahres 1851 war den Cheyenne und Arapahoe ein bestimmtes Gebiet zuerkannt worden. Die Goldfunde, die übrigens die Erwartungen nicht erfüllten, sowie das ungesetzliche Vordringen der Weißen führten immer wieder zu regionalen Kämpfen, die dann mit dem Vertrag von 1861 ein Ende finden sollten. Das Vertragsgebiet für die Indianer wurde dabei erheblich verkleinert. Um des Friedens willen stimmte das Oberhaupt der südlichen Cheyenne, Chief Black Kettle, diesem Vertrag, trotz eigener Bedenken und Widerstandes in den eigenen Reihen, zu. Der neue Vertrag konnte jedoch weitere Übergriffe nicht verhindern. Während des Sommers des Jahres 1863 wurde die Postkutschen- und Frachtwagenverbindung nach Denver City mehrfach unterbrochen, was zu Verknappungen und Preissteigerungen in der Stadt führte.
Wiederholt kam es zu Friedensgesprächen, die vornehmlich in Fort Lyon, im Süden des Cheyenne-Gebietes, geführt wurden. Am 28. September 1864 fand die entscheidende Verhandlung in der Nähe von Denver City statt. Die Gespräche wurden von Gouverneur Evans und Colonel Chivington geführt, der sich bereits im Kampf gegen die Konföderierten am Glorieta-Pass bewährt hatte und einen ausgezeichneten Ruf genoss. Black Kettle führte eine Delegation von fünf Häuptlingen an, unter ihnen White Antelope, der Chief der Arapahoe. Diese indianische Delegation wurde von Major Wynkoop, dem Kommandeur von Fort Lyon und erklärtem Indianerfreund, eskortiert. Evans forderte Frieden, wobei Wynkoop den Indianern den Schutz der Armee garantierte. Black Kettle stimmte zu, sein Winterlager in der Nähe von Fort Lyon aufzuschlagen.
So bezogen die südlichen Cheyenne und die mit ihnen befreundeten Arapahoe dort ihr Lager. Ausschlaggebend war bei dieser Entscheidung sicherlich auch, dass der Winter besonders hart zu werden drohte und ihnen die Armee, im Vertrag von 1861, die Grundversorgung mit Lebensmitteln garantiert hatte, wenn die Stämme den Frieden hielten. Das Fort war mit Truppen der 1st Colorado Volunteer Cavalry, zusätzlicher Infanterie und etwas bespannter Artillerie belegt.
Unter dem Schutz von Major Wynkoop und dem der amerikanischen Flagge konnten sich die Indianer sicher fühlen.
Am 5. November 1864 wandelte sich die Situation jedoch. Der Indianerfreund Wynkoop wurde überraschend nach Fort Riley in Kansas befohlen und durch einen Gefolgsmann von Chivington ersetzt: Major Scott Anthony. Dieser forderte die Verlegung des Winterlagers. Black Kettle zog daraufhin mit seinen Stämmen rund sechzig Kilometer nordwärts, an den Big Sandy Creek, einen Zufluss des Arkansas River.
Der Auftakt
Das Misstrauen auf beiden Seiten war groß. So folgten nicht alle Stammesangehörigen ihrem Chief Black Kettle. Eine beträchtliche Gruppe der Cheyenne und Arapahoe war nicht bereit, den Versprechungen der Weißen zu glauben und trennte sich von den Übrigen. Sie bezogen ein zweites Winterlager, welches ungefähr achtzig Kilometer nördlich von dem von Black Kettle lag.
Auch bei den Weißen misstraute man dem Frieden. Überfälle während des Sommers hatten für viel böses Blut gesorgt und die Bevölkerung des Territoriums von Colorado schrie förmlich nach militärischem Schutz. Doch Truppen kosteten Geld und die günstigste Form der Rekrutierung war es, ein Regiment nicht für den Zeitraum von zwei oder drei Jahren aufzustellen, wie dies allgemein üblich war, sondern für einen weitaus begrenzteren Zeitraum. Die Bezeichnung der „100-Tage-Freiwilligen“, „90-Tage-Freiwilligen“ oder „3-Monats-Freiwilligen“ betrifft entsprechend eine Truppe, die, von der Rekrutierung bis zur Entlassung, für genau diesen Zeitraum verpflichtet wurde. Diese „100-Days-Volunteers“ wurden zudem stets für eine bestimmte Mission aufgestellt. Gediente Soldaten wurden dabei natürlich bevorzugt, aber man nahm alles, was sich freiwillig meldete und halbwegs schießen und reiten konnte, was aber nicht zwangsläufig Vorbedingung war. Um Beschaffungskosten zu sparen, wurden Bewerber mit eigenem Pferd bevorzugt. Diese Männer wurden eingekleidet, einer hastigen Grundausbildung unterzogen und den Kompanien ihres Regiments zugeteilt. Die Qualität dieser Kurzzeitsoldaten war ebenso gemischt wie die ihrer Offiziere und Befehlshaber.
Offiziell zum Schutz der Bevölkerung autorisierte der Gouverneur des Territoriums von Colorado die Aufstellung der 3rd Colorado Volunteer Cavalry für den Zeitraum von einhundert Tagen. Den Befehl über das Regiment sollte ein als erfahren geltender Offizier erhalten: Colonel John Milton Chivington. Der fanatische Sklavereigegner war von der Überlegenheit der weißen Rasse überzeugt und ein Anhänger der „American Destiny“, in deren Sinne die Weißen aufgefordert waren, den amerikanischen Kontinent mit allen Mitteln und im Namen Gottes zu erobern.
Für mich persönlich besteht ein klarer Zusammenhang zwischen dem Wunsch von Gouverneur Evans, für Sicherheit im Territorium zu sorgen, der Berufung des Indianerhassers Chivington zum Kommandeur des neuen Kavallerieregiments sowie der Abkommandierung von Major Wynkoop und Übertragung der Befehlsgewalt von Fort Lyon auf Major Anthony. Ich bewerte all dies als Vorbereitung eines Massakers, welches der Gouverneur, zumindest billigend, in Kauf nahm, auch wenn er sich später entsetzt über die Ereignisse äußerte.
Colonel John Milton Chivington stellte das Regiment auf und setzte es, da ihm mit neunzig (oder hundert) Tagen Dienstzeit nicht viel Spielraum blieb, rasch in Richtung Fort Lyon in Marsch. Die Angabe der Truppenstärke schwankt zwischen sechshundert und siebenhundert Mann der 3rd Colorado Volunteer Cavalry, die durch zwei bespannte 12-Pfünder-Haubitzen verstärkt wurden.
Am 28. November des Jahres 1864 erreichte Chivington mit seiner Truppe Fort Lyon.
Er machte aus seiner Absicht keinerlei Hehl: „Ich bin hier, um Indianer zu töten, und dazu ist jedes Mittel recht.“ Etliche Offiziere des Forts waren Anhänger von Major Wynkoop. Sie verwiesen auf den bestehenden Friedensvertrag und fragten, ob Chivingtons Absicht ebenfalls Frauen und Kinder einschließe. Auch hier ließ der ehemalige Methodisten-Prediger keine Zweifel: „Frauen zählen dazu und Kinder auch. Aus Nissen werden Läuse.“
Es war klar, dass Chivington ein Massaker beabsichtigte.
Die Wynkoop treu ergebenen Offiziere wurden mit vorgehaltener Waffe unter Arrest gestellt. Soldaten der 3rd Colorado unterbrachen die Telegrafenverbindung nach außen und versiegelten das Fort unter Androhung von Schusswaffengebrauch, was bedeutete, dass es niemandem erlaubt war, die Garnison ohne Chivingtons Zustimmung zu verlassen und Außenstehende über die Vorgänge zu unterrichten.
Noch in derselben Nacht marschierte Chivington weiter. Seine Truppe wurde nun von einhundertfünfundzwanzig Soldaten der „D“-Kompanie der 1st Colorado Volunteer Cavalry, unter First-Lieutenant Silas Soule, und zwei weiteren bespannten 12-Pfünder der Fort-Artillerie verstärkt.
Ziel der Kolonne war das Winterlagen von Black Kettle, in der großen Biegung des Sand Creek.
Das Massaker am Sand Creek
Im Morgengrauen hatte Chivington mit seinen Truppen Stellung bezogen und die Artillerie auf einer Hügelkuppe, oberhalb des Lagers und am gegenüberliegenden Ufer, in Stellung gebracht. Das Lager war keineswegs vollkommen ahnungslos, wie in einigen Quellen zu lesen ist. Späher hatten das Näherkommen der Soldaten beobachtet. Die Berichte über den Beginn des Massakers sind widersprüchlich. Einige Quellen geben an, Chivington habe das Dorf angegriffen, während alle noch ahnungslos schliefen, andere berichten hingegen, das Vorrücken der rasch trabenden Kavalleriekompanien sei bemerkt worden. Daraufhin habe Black Kettle, zusätzlich zu der US-Fahne, noch die weiße Fahne über seinem Zelt hissen lassen, als Zeichen des Friedenswillens. Er habe die Dorfbewohner beschworen, dass kein Weißer ein Lager angreifen würde, welches unter dem Schutz dieser Flaggen stand. Viele Hundert der Dorfbewohner hätten darauf vertraut und sich um das Tipi von Black Kettle versammelt, noch bevor das Feuer eröffnet wurde.
In jedem Fall ließ Chivington dieses Feuer ohne Vorwarnung eröffnen und griff mit der Kavallerie aus drei Richtungen an (siehe Karte).
Zu diesem Zeitpunkt sollen sich etwa siebenhundert Cheyenne und Arapahoe in dem Lager aufgehalten haben. Zwei Drittel von ihnen Frauen und Kinder, rund drei Dutzend wehrfähige Krieger. Die meisten Männer befanden sich auf der Jagd, um die Wintervorräte zu ergänzen.
Der 75-jährige White Antelope, Chief der Arapahoe, lief den angreifenden Kavalleristen mit ausgebreiteten Armen und den Rufen: „Stop! Stop!“ entgegen. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen und verblutete. Zahlreiche Frauen und Kinder suchten daraufhin hinter einem natürlichen Erdwall Deckung. Um ihre friedlichen Absichten zu bekunden, schickten sie ein etwa sechsjähriges Mädchen, mit einer weißen Fahne, zu den Angreifern. Das Kind wurde sofort niedergeschossen, die hinter dem Wall Schutz Suchenden ohne Zögern attackiert. Die Frauen wurden mit Säbeln zerstückelt und einem langsamen Tod überlassen. Etliche wurden vergewaltigt.
Sterbende und Tote wurden skalpiert, Geschlechtsteile abgetrennt. Aus Hodensäcken und Brüsten fertigten die Täter Tabaksbeutel, was durch den Augenzeugenbericht von Robert Bent und die spätere Zurschaustellung der Trophäen in den Saloons und Geschäften von Denver City belegt ist. Einige der Mörder schnitten die Vaginen aus ihren weiblichen Opfern und spannten diese über ihre Hüte oder Sattelknäufe. Dies wird durch den Augenzeugenbericht eines Kavallerie-Lieutenants (vermutlich Silas Soule) und ausgestellte Trophäen belegt.
Bis zu diesem Zeitpunkt feuerte die Artillerie weiterhin auf das Dorf, obwohl das Feuer zunehmend auch die eigenen Truppen gefährdete. Nachdem die Haubitzen schließlich schwiegen, wurden weiterhin Revolver, Karabiner und, vor allem, Säbel benutzt, um die Hilflosen niederzumetzeln.
Colonel Chivington erklärte später in seiner Vernehmung: „Es ist unnötig, zu erwähnen, dass ich keine Gefangenen gemacht habe.“
Dies bestätigt sich auch dadurch, dass die, oftmals betrunkenen, Soldaten wild auf die Indianer schossen, die in alle Richtungen zu flüchten versuchten. Etliche bewegten sich dabei in Richtung der südöstlich gelegenen seichten Stellen des Sand Creek, wo die „D“-Kompanie der 1st Colorado Volunteer Cavalry positioniert war.
Ihr Befehlshaber, First-Lieutenant Silas Soule, schrieb später an seinen Freund, Major Wynkoop (ich gebe hier den Originaltext wieder): „I refused to fire, and swore that none but a coward would, for by this time hundreds of women and children were coming towards us, and getting on their knees for mercy. I tell you Ned it was hard to see little children on their knees have their brains beat out by men professing to be civilized. [...] I saw two Indians hold one of another's hands, chased until they were exhausted, when they kneeled down, and clasped each other around the neck and were both shot together. They were all scalped, and as high as half a dozen taken from one head. They were all horribly mutilated. One woman was cut open and a child taken out of her, and scalped. [...] Squaw's snatches were cut out for trophies. You would think it impossible for white men to butcher and mutilate human beings as they did there."
Colonel Chivington gab später an, bei dem Angriff seien zwischen vierhundert und fünfhundert Indianer getötet worden. Eine nach dem Massaker durchgeführte Zählung ergab jedoch, dass den Mördern achtundzwanzig Männer und einhundertfünf Frauen und Kinder zum Opfer gefallen waren. Der Aussage von Robert Bent ist zu entnehmen, dass die Verluste wohl weitaus höher gewesen wären, wenn die Treffsicherheit der Soldaten aufgrund des Alkoholgenusses nicht so deutlich gelitten hätte.
Unter den Toten befanden sich die Chiefs White Antelope, Standing in the Water und War Bonnet. Black Kettle hatte miterlebt, wie seine Frau an der Hauptfurt von Kugeln getroffen wurde und hielt sie für tödlich getroffen. Als die Überlebenden, nach dem Abzug der Mordbande, wieder zum Schauplatz des Grauens zurückkehrten, fanden sie die alte Frau schwer verwundet, aber lebend vor. Sie wurde wieder gesund, nur um einige Jahre später, gemeinsam mit ihrem Mann Black Kettle, am Washita River von Custers 7th U.S. Cavalry ermordet zu werden.
Auf der Seite von Chivingtons Truppe starben neun Soldaten, achtunddreißig wurden verwundet. Die meisten durch Eigenbeschuss.
Die Reaktion auf das Massaker
First-Lieutenant Silas Soule hatte sich mit seiner „D“-Kompanie dem Kommando Chivingtons angeschlossen. Allerdings nicht, um sich an einem Massaker zu beteiligen, sondern um dieses bezeugen und gegen den Colonel aussagen zu können. Direkt nach der Rückkehr nach Fort Lyon verfasste Soule einen langen Brief an seinen Freund und vorherigen Vorgesetzten, Major Wynkoop, in dem er das Massaker anprangerte. Wynkoop reagierte ebenso wie die Medien, denn die Brutalität von Chivingtons Vorgehen und dem seiner Soldateska wurde schon alleine dadurch offenbar, dass die Soldaten der 3rd Colorado ihre Trophäen in den Saloons und Schaufenstern von Denver City zur Schau stellten.
Obwohl Berichte über den blutigen Bürgerkrieg nahezu die gesamte Bevölkerung betrafen, reagierte vor allem die im Osten hochgradig schockiert auf die Augenzeugenberichte. Die Brutalität des Angriffs, die Verstümmelung der Leichen und die Zurschaustellung von Körperteilen der toten Indianer ließen kaum jemanden kalt. Wochenlang wurde ausführlich über das Massaker berichtet und spekuliert. Einige Zeitungen stellten eigene Ermittlungen an. Die Reaktion von Bevölkerung und Presse brachte das Kriegsministerium dazu, die Rolle Chivingtons, im Zusammenhang mit den Ereignissen am Sand Creek, zu untersuchen.
First-Lieutenant Silas Soule, Angehörige seiner „D“-Kompanie und etliche Offiziere aus Fort Lyon waren bereit, ihre Aussagen zu machen. Hinzu kamen die Berichte von George und Robert Bent, die sich teilweise während des Überfalls im Lager am Sand Creek aufgehalten hatten. Der Name Bent besaß Gewicht, auch wenn manche deren Indianerfreundlichkeit nicht schätzten, doch Bents Fort, in der Nähe von Fort Lyon, war über viele Jahre hinweg ein bedeutsamer Handelsposten gewesen.
Soule, der Chivington erheblich belastete, wurde von Chivington der Feigheit bezichtigt und, während der noch laufenden Untersuchungen, von einem ehemaligen Angehörigen der 3rd Colorado Volunteer Cavalry ermordet.
Das Kriegsministerium und ein besonderer Ausschuss des Kongresses, das „gemeinsame Komitee für die Kriegsführung“ (Congressional Joint Committee on the Conduct of the War), untersuchten die Vorfälle am Sand Creek bis zum Mai des Jahres 1865. Der Abschlussbericht des Komitees fiel eindeutig aus. Zwar fanden sich keine Beweise für eine direkte Beteiligung Chivingtons an den Morden und Verstümmelungen, man konnte ihm jedoch erhebliche Falschaussagen nachweisen und machte ihn letztendlich als Hauptverantwortlichen an dem Massenmord aus. Man fand kaum Worte, um Chivingtons Taten zu beschreiben. Der Bericht bezeichnete ihn als Feigling und empfahl, unverzüglich entschiedene Maßnahmen gegen alle Betroffenen zu ergreifen, alle in öffentlichen Ämtern befindlichen Beteiligten zu entlassen und sie der Justiz zu übergeben. Auch das Kriegsministerium fand in seinem Bericht ein eindeutiges Urteil: „Er plante und führte vorsätzlich ein bösartiges und niederträchtiges Massaker, das die übelsten Wilden unter jenen entehrt hätte, die seine Opfer wurden.“
Dennoch kam es, aufgrund des damaligen Rechtssystems in den U.S.A., weder zu einer Anklage noch einer Verurteilung von Chivington. Da seine Dienstzeit während der Untersuchungen endete, trat er ungehindert in das Zivilleben über und wurde auch später vor keinem ordentlichen Gericht zur Verantwortung gezogen. Da das Massaker am Sand Creek eine militärische Aktion gewesen war, durften hier zivile Gerichte keine Urteile fällen. Umgekehrt durfte das Militär keinen Prozess gegen ehemalige Militärangehörige anstreben, die zwischenzeitlich in das Zivilleben zurückgekehrt waren. Diese Gesetzeslücke besteht inzwischen nicht mehr. Die Militärgerichtsbarkeit der U.S.A., präsentiert durch den J.A.G. (Judge Advocate General) klagt in Militärprozessen an und stellt gegebenenfalls die Verteidiger in Zivilprozessen, in denen Angehörige oder ehemalige Angehörige der Streitkräfte betroffen sind.
Ein ungeklärter Widerspruch
Chivingtons Verpflichtung auf Kriegszeit und seine „vorzeitige Entlassung“
In historischen Unterlagen wird angegeben, dass sich Chivington auf Kriegszeit zu den Freiwilligen meldete. Doch noch während seiner Anhörung verließ er die Armee, mit dem Argument, dass seine Dienstzeit abgelaufen sei, und entkam so der militärischen Strafverfolgung. Diesen Widerspruch konnte ich durch meine Recherchen nicht beseitigen, doch habe ich eine Vermutung, wie sich dieser Widerspruch klären lässt.
Zu Beginn des nordamerikanischen Bürgerkrieges verpflichteten sich viele Freiwillige für den Dienst in der Union oder Konföderation. Bei der Union war dies in der Regel eine Verpflichtung auf drei Jahre, für die das betreffende Regiment aufgestellt wurde. Dies sollte für die Union ein großes Problem nach sich ziehen, denn im Jahr 1863 lief die Verpflichtungszeit vieler Freiwilligen-Regimenter aus, die damit aus dem Dienst entlassen und deren Soldaten nach Hause geschickt wurden. Dadurch entstanden empfindliche Lücken, die durch Verpflichtung neuer Regimenter geschlossen werden mussten, wobei man versuchte, die ausscheidenden Regimenter zum Verbleib in der Armee zu bewegen.
Der Grund für die 3-Jahres-Verträge war der Umstand, dass zu Beginn des Krieges niemand daran glaubte, dass der Krieg lange währen würde. Man war überzeugt, den Süden innerhalb eines Jahres besiegt zu haben, was umgekehrt auch im gegnerischen Süden die Überzeugung war.
Gerade diese Überzeugung, die Sache sei rasch erledigt, führte allerdings bei einigen Freiwilligen-Einheiten zu einer entscheidenden Klausel in der Verpflichtung. Dort hieß es: „für die Dauer des Krieges oder einen Zeitraum von maximal drei Jahren“. Damit wollte man den Freiwilligen ermöglichen, bei einem frühzeitigen Sieg auch frühzeitig wieder aus der Armee ausscheiden zu können. Diese Regel sollte von Vorteil für den Freiwilligen, aberauch für den Staat sein, der das Regiment aufstellte. Denn ein im Dienst stehendes Regiment kostete ein Menge Geld, das nicht ausgegeben werden sollte, sobald die Truppe nicht länger für den Krieg benötigt wurde.
Ich vermute daher, dass Chivington eine Verpflichtung „auf Kriegszeit oder für einen Zeitraum von maximal drei Jahren“ eingegangen war und somit während der Anhörung ausscheiden konnte.
Das Schicksal der wichtigsten Akteure
Chief Black Kettle
Black Kettle (Schwarzer Kessel) wurde unter seinem indianischen Namen Moxtaveto um das Jahr 1803 geboren. Als Oberhäuptling der südlichen Cheyenne gehörte er, gemeinsam mit seinem Freund White Antelope, dem Chief der befreundeten Arapahoe, zu den wenigen Häuptlingen, die sich immer gegen einen Krieg mit den Weißen aussprachen. Das brachte ihm durchaus Kritik ein, vor allem, als er im Jahr 1861 einen neuen Friedensvertrag unterschrieb, mit dem er den Bruch des Vertragens von 1851 akzeptierte. Der neue Vertrag ließ das Gebiet der südlichen Cheyenne deutlich schrumpfen und garantierte die Sicherheit einer neuen Reiseroute, die von Kansas nach Colorado führte. Nach Vertragsabschluss traf sich Black Kettle in Washington mit dem US-Präsidenten Abraham Lincoln. Dieser überreichte dem Chief der südlichen Cheyenne eine amerikanische Flagge und dessen Freund White Antelope einen goldenen Friedensorden.
Der erneute Vertragsabschluss brachte einigen Unfrieden unter die Cheyenne. Einige zogen ins Powder-River-Land, um sich dort mit den nördlichen Stämmen zu vereinigen, andere folgten Black Kettle an den Arkansas River. Als es im Jahr 1864 jedoch zu mehreren kleinen Scharmützeln kam, begab sich der besorgte Black Kettle nach Denver City und beriet sich dort mit Gouverneur John Evans und dem Militärbefehlshaber Colonel John M. Chivington. Beide sagten ihm zu, dass er in Frieden in der Nähe von Fort Lyon, im südöstlichen Colorado, lagern könnte. Die darauf folgenden Ereignisse sind Gegenstand dieses Romans. Selbst nach dem Massaker vom Sand Creek blieb Black Kettle seinem unbedingten Willen zum Frieden treu.
Im Oktober des Jahres 1865 unterzeichnete er abermals einen Vertrag mit der US-Regierung, im Namen der südlichen Cheyenne. Mit diesem verzichtete er auf sämtliche Rechte auf das Indianerland im Territorium Colorado. Im Oktober 1867 handelte er am Medicine Lodge Creek ein Friedensabkommen aus, in dem er sich dazu verpflichtete, mit seinen südlichen Cheyenne in ein Reservat des Staates Oklahoma zu ziehen. Im Gegenzug sollten er und sein Volk Nahrung, Kleidung und Unterkünfte erhalten. Im Spätherbst des Jahres 1868 schlug er sein Winterlager am Washita River auf.
Am 27. November des Jahres 1868 griff Lieutenant-Colonel George Armstrong Custer das schlafende Lager an und ließ während des Angriffs die Militärkapelle „Garry Owen“ spielen, bis der Speichel in den Instrumenten gefror. Auch hier wurden wehrlose Männer, Frauen und Kinder niedergemetzelt, und diesmal gehörten Black Kettle und seine Frau zu den Opfern.
Colonel John Milton Chivington
Chivington wurde am 27. Januar 1821 in Lebanon im Bundesstaat Ohio geboren. Mit ungefähr zwanzig Jahren konvertierte er zum Methodismus und wurde 1844 ein überzeugter Prediger. Da ihm keine eigene Gemeinde gehörte, diente er als Bezirksreiter und half in den Staaten Illinois und Missouri in jenen Gemeinden aus, in denen kein eigener Prediger verfügbar war. Er war ein überzeugter und fanatischer Gegner der Sklaverei. Einige Kirchenmitglieder, welche die Sklaverei befürworteten, schickten ihm daraufhin Drohbriefe. Die Methodistenkirche wollte ihn daher aus der Schusslinie bringen und versetzte ihn nach Denver City, dem späteren Denver.
Dort entschloss John Milton Chivington, aktiv gegen die Sklaverei zu kämpfen, und trat seinen Freiwilligen-Dienst bei den Colorado-Truppen an. In der sogenannten Schlacht am Glorieta-Pass, in der ungefähr eintausendzweihundert Unionssoldaten und eintausendvierhundert Konföderierte kämpften, gelang es ihm, den Nachschubtross der Südstaatler zu vernichten. Daraufhin wurde er zum Colonel befördert und zum Militärbefehlshaber des Colorado-Distrikts ernannt. Im September 1864 stellte Chivington dann die 3rd Colorado Volunteer Cavalry aus 90-Tage-Freiwilligen auf. Die Soldaten wurden einzig zu dem Zweck ausgebildet, Indianer zu töten, wann und wo immer man sie fände.
Die folgenden Ereignisse sind Gegenstand des Romans, ebenso die nachfolgende Untersuchung. Entscheidend ist hier, dass Chivingtons Dienstzeit während der Anhörung endete und er somit nicht mehr unter die Militärgerichtsbarkeit fiel.
Chivington verließ Colorado 1865 und siedelte sich in Ohio an. In den Jahren um 1880 wollte er eine politische Karriere beginnen, die aber ein jähes Ende fand, als seine Verantwortung für das Massaker am Sand Creek bekannt wurde. Chivington kehrte daraufhin nach Colorado zurück und arbeitete bis zu seinem Tod als Hilfssheriff. Er wurde auf dem Fairmount Cemetery in Denver bestattet.
Major Edward Wanshear Wynkoop
Er wurde am 19. Juni des Jahres 1836 in Philadelphia geboren und war einer der Mitbegründer der heutigen Stadt Denver in Colorado. Als Ur-Enkel des Kongressmitgliedes Richter Henry Wynkoop wurde er der erste Sheriff des Arapahoe County im Territorium von Kansas. Während des amerikanischen Bürgerkrieges meldete er sich als Freiwilliger zur 1st Colorado Volunteer Cavalry, wo er den Rang eines Majors erreichte.
Im Jahr 1864 erhielt er das Kommando über Fort Lyon und erwies sich hier als verständiger Offizier und Freund der Indianer. Wynkoop hatte großen Rückhalt unter den Offizieren und Mannschaften der Garnison. Gegen Ende des Jahres wurde er überraschend von seinem Posten abberufen (vermutlich auf direktes Betreiben des Colorado-Militärbefehlshabers Chivington) und nach Fort Riley in Kansas versetzt. Dort erfuhr er, durch einen Brief seines Freundes, First-Lieutenant Silas Soule, von dem Massaker am Sand Creek. Wynkoop wurde sofort aktiv und schließlich vom Kriegsministerium in Washington damit beauftragt, die Ereignisse am Sand Creek und die Rolle Chivingtons zu untersuchen. Seine Beweisführung und diverse Zeugenaussagen, vornehmlich die von Silas Soule, einigen Offizieren und Mannschaften der 1st Colorado, und von Robert und George Bent, führten schließlich zur Verdammung Chivingtons.
Im Jahr 1866 wurde Wynkoop ziviler Indianeragent für die südlichen Cheyenne und Arapahoe, gab diese Funktion aber im Jahr 1868 unter Protest auf, nachdem Custer das Lager von Black Kettle am Washita River überfallen hatte.
Wynkoop wurde Chef-Aufseher im staatlichen Gefängnis von New Mexiko und verstarb am 11. September 1891 in Santa Fe.
First-Lieutenant Silas Soule
Silas Stillman Soule wurde am 26. Juli 1838 in Kansas geboren. Er war ein überzeugter Gegner der Sklaverei, ein Freund von John Brown und kämpfte vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges mit der Guerillatruppe der Kansas Territory Jayhawkers. Bei Kriegsausbruch trat er der „K“-Kompanie der 1st Colorado Infantry bei, die als erstes Freiwilligen-Regiment in Colorado aufgestellt wurde. Mit ihr nahm er 1862 ebenfalls an der Schlacht am Glorieta-Pass teil.
Im November 1864 erhielt er das Kommando über Kompanie „D“ der 1st Colorado Volunteer Cavalry und wurde ein enger Freund seines Fortkommandanten, Major Wynkoop. Während des Angriffes auf das friedliche Lager am Sand Creek verweigerten Soule und sein Stellvertreter und Freund, Second-Lieutenant Joseph Cramer, den Befehl. Stattdessen befahlen sie ihrer Kompanie, nicht zu feuern und die Position zu halten.
Soule informierte Major Wynkoop in einem persönlichen Brief über das Massaker und sagte in den folgenden Anhörungen gegen seinen einstigen Kommandeur, Colonel Chivington, aus. Dieser versuchte Soule als Feigling zu diffamieren, was an dem gegenteiligen Ruf scheiterte, den sich dieser in früheren Kampfeinsätzen verdient hatte.
Während der laufenden Anhörungen heiratete Soule, am 1. April 1865, Theresa A. „Hersa“ Coberly und wurde zum Captain in der Unionsarmee befördert.
Während der Anhörungen in Denver City trat Soule nicht nur als Zeuge auf, sondern fungierte zugleich als Provost Marshal, was einem Militärpolizisten entspricht. Im Rahmen dieser Funktion patrouillierte er am 23. April 1865 durch die Straßen der Stadt. Gegen halb elf Uhr abends waren Schüsse zu hören. Soule wollte deren Ursprung aufklären. Als er mit gezogener Waffe um eine Ecke kam, stieß er auf Charles Squier. Soule feuerte zuerst und verwundete Squier am Arm, wurde aber selbst an der rechten Hüfte getroffen. Er verblutete, bevor Hilfe eintraf.
Squier dagegen gelang zunächst die Flucht, bevor er eingefangen und inhaftiert wurde. Doch bereits während er seinen Prozess erwartete, gelang es ihm erneut, zu entkommen. In der Folge lebte er allerdings beständig in der Angst, erneut verhaftet zu werden, während er sich mit Gelegenheitsjobs durchschlug. Bei einem Eisenbahnunfall wurden seine Beine zerschmettert und er verstarb im Jahr 1869.
Squier war ein ehemaliger Angehöriger von Chivingtons Kommando und es gab Gerüchte, dass dieser ihn zu der Tat angestiftet hatte. Es ließen sich jedoch keine Beweise finden.
Captain Silas Soule und sein später ebenfalls ermordeter Freund Cramer wurden auf dem Riverside Friedhof in Denver beigesetzt. Jedes Jahr versammeln sich hier Abordnungen der nördlichen und südlichen Stämme der Cheyenne und Arapahoe, des National Park Service und der History Colorado Society zu einer Gedenkzeremonie.
Seit dem Jahr 2012 erinnert eine Plakette am Tatort des Mordes an Silas Soule. Ihre Inschrift lautet: „An diesem Ort, am 23. April 1865, wurde der 1st Colorado Cavalry Officer Capt. Silas S. Soule ermordet. Während des niederträchtigen Sand-Creek-Massakers, am 29. November 1864, verweigerte Soule den Befehl, auf ein friedliches Lager der Cheyenne und Arapahoe zu schießen. In den folgenden Anhörungen sagte Soule gegen seinen Kommandeur, Col. John M. Chivington, aus. Sein Mörder wurde der Gerechtigkeit nie zugeführt.“
Die Folgen des Massakers
Nach dem Massaker beschlossen Überlebende und die Angehörigen anderer Stämme der Cheyenne und Arapahoe einen Rachefeldzug, der als „Julesburg Raids“ in die Geschichte einging. Die Krieger wurden dabei von Sioux, vor allem der Oglalla und Brulé unterstützt.
Bereits Anfang Januar 1865 erreichten fast eintausend Krieger Fort Rankin (auch als Fort Sedgewick bekannt) und die Postkutschen-Station Julesburg, im äußersten Nordosten von Colorado. Die Soldaten des Forts wurden in einen Hinterhalt gelockt und fünfundvierzig von ihnen getötet. Mitte Januar zogen fünfhundert Krieger durch das Gebiet am South Platte River, überfielen Ranches, Kutschenstationen und Wagenzüge, und zerstörten die Telegraphenleitung. Am 28. Januar plünderten sie den Ort Julesburg und griffen Fort Rankin am 2. Februar erneut mit eintausend Kämpfern an. Diesmal misslang der Überfall jedoch und so kehrten die enttäuschten Indianer nach Julesburg zurück, plünderten dort erneut und brannten die Siedlung schließlich endgültig nieder.
Der Racheplan
Das Sand Creek Massaker an friedlichen Cheyenne und Arapahoe, am 29 November 1864 durch den ehemaligen Methodisten-Prediger Colonel Chivington und das dritte Regiment der Colorado-Freiwilligenkavallerie, führte zu heller Empörung unter den indianischen Stämmen und vermehrten Übergriffen gegenüber der Armee und der weißen Siedler. Reisende, Postkutschen, Wagenzüge und Armeepatrouillen wurden ebenso angegriffen, wie Farmen und Ranches.
Am 1. Januar 1865 traf sich eine große Anzahl von Kriegern aus Kansas und den Colorado Great Plains am Cherry Creek in Kansas, um ihre Rache zu planen. Zu den indianischen Gruppen gehörten die „Dog Soldiers“ der Cheyenne, die nördlichen Arapahoe, zwei Gruppen von Lakota Sioux, Brule unter Chief Spotted Tail und Oglala unter Pawnee Killer. Möglicherweise befand sich Roman Nose bei den Cheyennes. Die Anzahl der Krieger wird auf insgesamt 1.000 geschätzt.
Die Indianer wollten Rache und sie wollten sie sorgfältig planen, weswegen ein langes Beratungsgespräch geführt wurde, bis man zu einer Einigung kam. Man entschied sich für die Stadt Julesburg in Colorado als Ziel, die in der Nähe des South Platte River lag und bei der man wusste, dass einige ihrer Bewohner bei der mörderischen Colorado-Kavallerie gedient hatten.
Die Geschichte von Julesburg
Viele Siedlungen in den U.S.A. entstanden aus einer Station, einem Handelsposten oder einem Militärstützpunkt. Im Falle von Julesburg war es die Entdeckung eines alten Indianerpfades und einer Furt durch den South Platte River durch Lieutenant Francis Bryan im Jahr 1856. Die Armee begann diesen Weg ebenfalls zu nutzen und während des Colorado Goldrausches des Jahres 1859 wurde Julesburg, zu dem Zeitpunkt noch „Upper California Crossing“ oder „Morrell´s Crossing“ genannt, zum Bestandteil des berühmten Oregon Trails. Die Furt wurde nun häufig von Siedlertrecks genutzt und im Jahr 1858 gründete Beni, ein Trapper mit französischen und indianischen Wurzeln, hier einen bescheidenen Handelsposten. Teil der kleinen Handelsstation war auch ein Saloon. Zunächst war Beni im Handel mit den Indianern sehr aktiv, begriff aber bald, dass der Handel mit den Siedlertrecks weitaus profitabler war.
Schon bald ließen sich mehr Menschen am Handelsposten nieder, der bald ein weiteres halbes Dutzend Gebäude, inklusive einem Restaurant, umfasste. Der Handelsposten wurde bald weithin bekannt und wurde rasch zur größten Siedlung zwischen Missouri und Colorado. Er wurde zum Treffpunkt von Händlern, Indianerkämpfern, Büffeljägern und Abenteurern und zog ebenso Gesetzlose an. Beni erkannte die daraus entstehenden Möglichkeiten und erweiterte die Handelsstation nun um eine Schmiede, ein Warenhaus und einen Stall. Aus der einstigen Station war so die Siedlung Julesburg entstanden, wie sie nun offiziell hieß.
Eine wachsende Stadt und wichtiger Verkehrsknotenpunkt
Ebenfalls im Jahr 1859 erkannte man, dass Julesburg den Knotenpunkt zweier Postkutschenstrecken bildete: Eine nach Denver in Colorado und die andere nach Salt Lake City in Utah. In der Folge wurde Julesburg zur Überlandstation der Central Overland, California & Pike´s Peak Express Company. Die Postkutschenlinie transportierte von da an dreimal wöchentlich Passagiere, Gold und andere eilige Güter.
Im Jahr 1862 war Julesburg zu einer Stadt mit rund achthundert Häusern angewachsen. Ein General Store, ein Hotel und ein Post Office der U.S. Mail sowie ein Telegraphenbüro waren entstanden und Julesburg war Zwischenstation des legendären Pony Express.
Am 23. Juni 1867 erreichte die Bahnlinie der Union Pacific Julesburg und in der Folge entstand auch eine große Frachthalle der Wells Fargo Company.
Die Hoffnung auf weiteres Wachstum von Julesburg erfüllte sich jedoch nicht. Als sich die Eisenbahn weiter nach Westen entwickelte und die Siedlerströme allmählich verebbten, sank die Bedeutung der Stadt. Im Jahr 2018 verzeichnete sie eine Gesamtbevölkerung von rund 1.200 Bewohnern.
Unruhen vor dem Sand Creek Massaker
Die Ausdehnung weißer Siedlungen und der zunehmende Verkehr auf den Trails führten zu Konflikten mit den ansässigen Indianern. Diese sollten in Verträgen zwischen den Cheyenne und Arapahoe einerseits und der U.S.-Regierung andererseits beigelegt werden. Die Verträge garantierten den Stämmen ihre Souveränität, wenn sie im Gegenzug die sichere Durchreise Weißer durch ihr Gebiet garantierten und der Regierung die Errichtung von Stützpunkten erlaubten. In den Verträgen aus den Jahren 1851 und 1861 wird dabei deutlich, dass die den Stämmen garantierten Gebiete drastisch verkleinert wurden.
So kann es nicht verwundern, dass es immer wieder zu Verstößen gegen die Verträge kam, die schließlich im sogenannten „Colorado War“ der Jahre 1863 bis 1865 mündeten. Höhepunkt der Auseinandersetzungen war das Jahr 1864.
Militärstützpunkt Rankin / Sedgewick
Um Julesburg und den Overland Trail zu schützen, entschloss sich die U.S.-Regierung, eine Meile westlich der Stadt einen Militärstützpunkt zu errichten. So erhielt im Mai 1864, rund ein halbes Jahr vor dem Sand Creek Massaker, die Kompanie „F“ der 7ten Iowa Freiwilligenkavallerie den Befehl, den sogenannten „Post (Posten) bei Julesburg Station“ zu errichten. Mit Fertigstellung im November wurde die Anlage in Camp Rankin umbenannt. Die Anlage umfasste einen Erdwall mit Palisade, einen großen Corral für die Pferde, vier Erdhütten mit Dächern aus Grassoden, einer Reihe von Zelten und dem obligaten Flaggenmast. Solidere Gebäude wurden erst später errichtet.
Die hier stationierte Kompanie Kavallerie, knapp sechzig Männer unter Captain Nicholas J. O'Brien, sollte Julesburg, Siedlertrecks und die Postkutschenlinien schützen.
Die Errichtung von Rankin kann man in drei Phasen unterteilen. Phase Eins umfasste die oben beschriebene provisorische Anlage, wie sie während des ersten Überfalls auf Julesburg bestand. In der zweiten Phase war die Verteidigungsanlage geschlossen und die Zelte und Grassodenhütten wurden durch solide Gebäude ersetzt. Nach den Kämpfen um Julesburg wurde die Anlage zu einem offenen Fort ausgebaut, wobei man auf Befestigungen verzichtete, da der Stützpunkt mit einer starken Garnison aus Kavallerie, Infanterie und Artillerie belegt war.
Nach dem Ende der „Colorado Wars“ wurde Fort Sedgewick im Jahre 1869 aufgegeben. Der ehemalige Flaggenmast des Forts steht nun vor der öffentlichen Bibliothek von Julesburg.
Im Film „Der mit dem Wolf tanzt“ spielt Kevin Costner übrigens Lieutenant Dunbar, der ins Fort Sedgewick versetzt wird. In einigen Szenen ist das Namensschild „Sedgewick“ zu erkennen. Die Erdhöhlen der Soldaten entstammen allerdings der Phantasie der Filmemacher und die kaum eine Meile entfernte Stadt Julesburg ist im Film vollkommen ausgeblendet.
Eine schlecht dokumentierte Auseinandersetzung
Die Informationen, die man über die „Schlacht von Julesburg“ und den Kampf um Camp Rankin (später Camp, dann Fort Sedgewick) erhält, sind ausgesprochen spärlich. Selbst über die Kuratorin des Stadtmuseums von Julesburg waren keine genauen Angaben über die Anzahl der Stadtbewohner und Gebäude sowie die Verluste während der Kämpfe erhältlich. Dabei stechen zwei widersprüchliche Zahlen besonders ins Auge: Die Angabe von 127 Stadtbewohnern und rund 1.000 Gebäuden. Da bei der Verteidigung von Julesburg und Rankin in mehreren Quellen 50 bewaffnete Zivilisten genannt werden, halte ich die 127 Stadtbewohner für schlüssiger, ebenso wie eine Anzahl der Gebäude von eventuell 100, da dies eher der Entwicklung einer Siedlung in der Pionierzeit und deren Familien entspricht.
Manche Angaben zum Verlauf der Kämpfe entstammen indianischen Quellen, die gelegentlich ebenso unzuverlässig sind, wie die Berichte der Gegenseite. Die meisten Informationen stammen von George Bent, einem Halbblut, welches ursprünglich einer der Händler von „Bent´s Fort“ war und nach dem Massaker von Sand Creek auf Seiten der Indianer kämpfte. Etliche Jahre nach den Ereignissen schilderte Bent diese den beiden Anthropologen George Bird Grinnell und George E. Hyde.
Die Kämpfe um Julesburg und Rankin beginnen
Der von den Indianern erdachte Plan sah vor, die Soldaten aus Camp Rankin heraus und in einen Hinterhalt zu locken, in dem sie der Übermacht der Krieger erliegen sollten.
Big Crow, ein Cheyenne, spielte mit zehn seiner Männer den Lockvogel. Sie griffen das Fort überraschend an und zogen sich dann hastig wieder zurück. Tatsächlich ließ sich Captain O´Brien dazu verleiten, das Camp mit dem größten Teil seiner Kavalleristen und einigen Zivilisten zu verlassen und die Verfolgung aufzunehmen. Er führte 45 seiner Soldaten und 14 bewaffnete Stadtbewohner hinaus. Im Stützpunkt blieben 15 Kavalleristen, rund 35 Zivilisten und zwei Feldhaubitzen zurück. Der Captain verzichtete auf die Mitführung eines der Geschütze, da es das Vorankommen bei den winterlichen Bedingungen zu sehr behindert hätte.
Ungefähr drei Meilen außerhalb des Forts geriet O´Brien in den geplanten Hinterhalt. Junge Krieger eröffneten den Beschuss mit Pfeil und Bogen und einigen Vorderladern auf die überraschte Truppe. Der Captain erkannte, dass sich hinter den umgebenden Hügeln eine große Übermacht des Gegners befinden musste und befahl den Rückzug. Es wurde ein Wettlauf zurück nach Rankin. Knapp 300 Yards vom Stützpunkt entfernt wurden die Soldaten eingeholt. Eine Gruppe von ihnen wurde abgeschnitten und saß vom Pferd ab, um sich zu Fuß zu verteidigen. Sie wurden überrannt und getötet. Den übrigen Männern, inklusive O´Brien, gelang die Flucht in den Schutz des Forts.
14 Soldaten und 4 Zivilisten sollen in dieser Schlacht gefallen sein. O´Brien notierte, man habe 60 Indianer getötet, George Bent sagte hingegen aus, kein einziger Krieger sei zu Schaden gekommen.
Der unerwartete Angriff der Indianer auf Rankin veranlasste die Bewohner von Julesburg, sich in den Schutz der Militäranlage zu begeben. Die frustrierten Indianer fielen daraufhin über die Postkutschenstation, den General Store und das Warenhaus her und plünderten diese. Während sie mit ihrer beachtlichen Beute abzogen, wurden vom Camp aus mehrere Schüsse mit der Artillerie auf sie abgegeben, die jedoch keinen sichtbaren Erfolg zeigten.
Der weitere Verlauf
Als Reaktion auf die Angriffe stellte General Robert Byington Mitchell eine Truppe von 640 Kavalleristen, eine Batterie Haubitzen und einen Tross von 200 Versorgungswagen zusammen und marschierte von North Platte in Nebraska nach Südwesten, um die Indianer zu finden und zu bestrafen. Am 19. Januar fand er die Reste ihres Lagers am Cherry Creek, doch die Gegner waren schon Tage zuvor abgezogen. Mehr als 50 seiner Soldaten hatten schwerste Erfrierungen erlitten und so brach Mitchell die Aktion ab und kehrte zum Stützpunkt zurück.
Die einzige Kampfhandlung dieses „Feldzugs“ war der Überfall einer kleinen Gruppe von Indianern, die durch das nächtliche Camp ritten und auf die Zelte der Soldaten schossen, wobei es auf beiden Seiten zu keinerlei Verlusten kam.
Währenddessen bewegten sich die Indianer zu den Black Hills und dem Powder River Land in South Dakota und Wyoming. Vom 28. Januar bis zum 2. Februar überfielen sie Ranches und Postkutschenstationen entlang einer Strecke von 150 Meilen entlang dem South Platte Valley. Die Sioux schlugen östlich von Julesburg zu, die Cheyenne westlich, während die Arapahoe das Gebiet dazwischen heimsuchten. George Bent berichtet, das gesamte Tal sei von den Flammen brennender Ranches und Stationen erhellt gewesen, doch schob bald hätte wieder Dunkelheit geherrscht, da die Feuer rasch in sich zusammenfielen.
In der Nähe des heutigen Sterling eroberten die Cheyenne rund 500 Rinder und lieferten sich ein kurzes Gefecht mit einer Kompanie Kavallerie. Die Armee behauptete anschließend, 20 Krieger getötet und die Herde befreit zu haben, während George Bent von keinen indianischen Verlusten berichtete, wohingegen zwei Soldaten verwundet worden seien. Es sei der Kavallerie lediglich gelungen, eine Handvoll Rinder zurückzuerobern. Drei Sioux-Krieger starben beim Angriff auf einen Wagenzug. Die Cheyenne behaupteten, neun ehemalige Angehörige von Chivington´s dritter Colorado aufgestöbert, getötet und verstümmelt zu haben.
Der Ausklang der Kämpfe
Am 2. Februar überquerten einige Tausend Frauen, Kinder und Schleppschlitten den gefrorenen South Platte River, ungefähr 25 Meilen westlich von Julesburg, und wandten sich Richtung Norden. Ihre Krieger griffen hingegen erneut Julesburg an, plünderten die dort noch vorhandenen Versorgungsgüter und brannten die Stadt, die zu dem Zeitpunkt angeblich 1.000 Gebäude umfassen sollte, vollständig nieder.
Die 15 im Camp Rankin verbliebenen Soldaten und 50 Zivilisten blieben im Schutz der Befestigung. Captain O´Brien und eine Patrouille von 15 Kavalleristen, die sich gerade außerhalb des Forts aufhielten, kehrten während des erneuten Überfalls auf Julesburg zurück. Zu ihrem Glück verbarg der Rauch der Brände ihre Anwesenheit für eine Weile. O´Brien gelangte in unmittelbare Nähe des Forts, erschreckte die überraschten Krieger durch Schüsse aus seiner mitgeführten Haubitze und konnte seine Truppe in Sicherheit bringen, als die Besatzung des Forts ihn mit Schüssen der zweiten Haubitze unterstützte.
Schließlich verließen die Indianer Julesburg. Sie wandten sich der Gabelung des South Platte River und des North Platte River zu, mit den Sioux an der Spitze, die mit dem Weg besser vertraut waren. Obwohl es noch zu einigen kleineren Gefechten mit Armeeeinheiten kam, konnten sich die Indianer in Sicherheit bringen.
Die Kämpfe um Julesburg sind in den sogenannten Colorado-Krieg eingebunden. Dieser endete mit der endgültigen Niederlage der Cheyenne Dog Soldiers unter Tall Bull in der Schlacht von Summit Springs am 11. July 1869. Hier unterlagen die Cheyenne einer vereinten Truppe von 244 Soldaten der fünften U.S.-Kavallerie unter Colonel Eugene Carr und 50 Pawnee Scouts unter Major Frank North. Hierbei wurden zwei weibliche Gefangene, Maria Weichell und Susanna Alderice unverletzt befreit.
Mit dem Ende der freien Cheyennes verlor Fort Sedgewick seine Bedeutung und wurde noch im Jahr 1869 aufgegeben.